Bildung braucht Zivilgesellschaft

Möglichkeiten und Potenziale (in) der kommunalen Bildungslandschaft

Art:

Online-Veranstaltung:
über Cisco Webex
Datum: 
Dienstag, 14. November 2023 - 10:00 bis 12:00

Mit der Vortragsreihe DiskuTANO etabliert die Transferagentur Nord-Ost ein kurzweiliges Online-Format: Eröffnet mit einem Impuls wird ein Schlaglicht auf ein aktuell relevantes Thema der kommunalen Bildungslandschaft geworfen. Anschließend gibt es Gelegenheit zu Austausch und Diskussion. 

Das DiskuTANO „Bildung braucht Zivilgesellschaft – Möglichkeiten und Potenziale (in) der kommunalen Bildungslandschaft“ fand am Dienstag, den 14.11.2023 von 10:00-12:00 Uhr online statt. Im Rahmen der Veranstaltung wurde die Rolle der Zivilgesellschaft in und für die kommunale Bildungslandschaft beleuchtet. Im Fokus standen dabei diese Fragen: Wer ist eigentlich gemeint, wenn wir von „Zivilgesellschaft“ sprechen? Wie verändert sich Zivilgesellschaft? Was kann die Kommunalverwaltung dazu beitragen, dass zivilgesellschaftliche Akteure ihre Potenziale voll entfalten können? Und was haben Zivilgesellschaft und Bildung miteinander zu tun? 
 
Um Antworten auf diese Fragen zu finden, waren Prof. Dr. Edgar Grande und Jana Priemer vom Zentrum für Zivilgesellschaftsforschung des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) zu Gast. 
 

Als „Zivilgesellschaft“ werden alle freiwillige Zusammenschlüsse von Bürger:innen jenseits von Staat, Markt und Familie bezeichnet. Hinter dem Begriff versteckt sich eine große Bandbreite von Akteur:innen, Handlungsfeldern und Aktivitäten, die in einer Vielfalt von Interessen, Werten und Zielen zum Ausdruck kommen. Prof. Dr. Edgar Grande stellte den aktuellen Stand der Forschung dar: Das bürgerschaftliche Engagement nimmt immer weiter zu, während sich die Formen, in denen sich Zivilgesellschaft organisiert, verändern. Vereine, Gewerkschaften und Kirchen haben Mitgliederverluste zu verzeichnen, gleichzeitig nehmen Protestbewegungen, nachbarschaftliche Hilfe und projektorientierte Formen des Engagements zu. Mit der Digitalisierung kommen zudem auch noch zusätzlich neue Formen der Aktivierung dieses Engagements hinzu. Das führt dazu, dass Zivilgesellschaft vielfältiger und damit auch unberechenbarer wird. Aus seiner Sicht hat sich mit der Engagementpolitik ein neues Politikfeld entwickelt, das nicht ausschließlich von Bundesebene aus bearbeitet werden kann. Da bürgerschaftliches Engagement vor Ort stattfindet, sollten sich dessen Förderung auch im Aufgabenbereich von Kommunen widerspiegeln. Dadurch hätten Kommunen die Chance, mit zu beeinflussen, wie aktiv sich bürgerschaftliches Engagement vor Ort entfalten kann.

Frage an die Teilnehmenden: Was verstehen Sie unter Zivilgesellschaft? 

Jana Priemer stellte im Anschluss das Forschungsprojekt „Zivilgesellschaft und Bildung. Bürgerschaftliches Engagement in kommunalen Bildungslandschaften“ des WZB vor. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt soll Hinweise auf die Fragen geben, wie wichtig die zivilgesellschaftlichen Beiträge für die Bildungsentwicklung vor Ort sind, welche Rolle die Zivilgesellschaft in den kommunalen Bildungslandschaften spielt und an welchen Rahmenbedingungen noch geschraubt werden kann, um das zivilgesellschaftliche Engagement zu befördern. Hierzu werden sowohl Einzelpersonen als auch Organisationen zu ihrem Engagement im Bildungsbereich befragt. 

Besondere Bedeutung maß Jana Priemer dem Zusammenhang von Zivilgesellschaft und Bildung bei: Nicht nur, dass Engagement kein Selbstläufer ist und erlernt werden muss, sondern dass gleichzeitig auch für das Engagement gelernt wird. Beispiele hierfür sind Qualifizierungen wie Trainerlizenzen oder Übungsleiterscheine. Neue Fähigkeiten werden also auch durch das Engagement und das Engagieren selbst erlangt. Darüber hinaus gibt es auch zivilgesellschaftliche Aktivitäten für mehr bzw. für bessere Bildung wie beispielsweise Elterninitiativen oder Schulfördervereine. 

Zum Abschluss gab Jana Priemer Anregungen mit auf den Weg, wie die Kommune zivilgesellschaftliche Akteure unterstützen kann, damit diese ihr Potenzial bestmöglich entfalten. Um sich als Kommune einen Überblick über die Akteurslandschaft zu verschaffen, empfiehlt sie den Blick in Vereins- und Amtsregister. Damit auch diejenigen sichtbar werden, die in anderen Formen organisiert sind, benennt sie Möglichkeiten wie beispielsweise digitale Landkarten. Anreiz, sich darauf einzutragen, kann die Ausschreibung verschiedener kommunaler Preise sein. Auch Präsentationsmöglichkeiten auf Messen und Stadtfesten bieten den Akteuren die Möglichkeit, für sich zu werben. Des Weiteren sind bei Beteiligungsprozessen und Mittelvergaben nicht nur die bekannten, etablierten Akteure einzubeziehen, stattdessen sollte die vielfältige zivilgesellschaftliche Engagementlandschaft berücksichtigt werden. Zudem sollten engagementfördernde Rahmenbedingungen geschaffen, Bürokratie abgebaut und auch Entlastung (z. B. finanzieller und administrativer Art) angeboten werden.

Ansprechperson
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