Mit Daten Bildung managen

Vom Bauchgefühl zu datenbasierter Entscheidung und Steuerung

Art:

Ort:
Nordkolleg Rendsburg
Am Gerhardshain 44
24768 Rendsburg
Datum: 
Montag, 14. September 2015 - 10:00 bis Dienstag, 15. September 2015 - 15:45

Belastbare Zahlen statt gefühlter Lagen: Bildungsmonitoring schafft eine objektive Grundlage in bildungspolitischen Fragen und gibt einen Überblick über die bestehende Bildungslandschaft mit ihren Stärken und Schwächen. Aber wie funktioniert Bildungsmonitoring? Welche Daten braucht man? Woher kommen die Zahlen und wie interpretiert man sie? Wie kann man seine Ergebnisse anschaulich aufarbeiten?

Diesen und weiteren Fragen ging die Transferagentur Nord-Ost gemeinsam mit rund 20 Vertreterinnen und Vertreter aus acht Landkreisen und zwei kreisfreien Städten Schleswig-Holsteins nach. Zusätzlich gab es Informationen und Praxishinweise zu „Bildung integriert“. Mit dieser ESF-Förderrichtlinie flankiert das Bundesministerium für Bildung und Forschung die Arbeit der Transferagenturen bundesweit und ermöglicht Kommunen, einen Zuschuss zu Personal-, Reise- und Softwarekosten für den Auf- und Ausbau ihres regionalen Bildungsmanagements und -monitorings zu beantragen.

Maja Hornberger, Leiterin der Transferagentur Nord-Ost, begrüßte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Rendsburger Nordkolleg und stellte die Transferagentur, ihre Aufgaben und Angebote vor.

Kommunen im Speed-Dating
Anschließend ging es in die „Landesbildungsschau“, in der die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Gelegenheit nutzten, den aktuellen Stand und die Entwicklungsziele von Bildungsmanagement in ihrer Region auf Metaplanwänden festzuhalten. In einem „Speed-Dating“ stellten die Akteure jeweils einer anderen teilnehmenden Region ihre Ergebnisse vor und tauschten sich aus.

Daten und Fakten
In den folgenden theoretischen Impulsen stellte zunächst Christoph Fischer vom Statistischen Landesamt Baden-Württemberg die Angebote des Informationsportals www.bildungsmonitoring.de vor. Neben den gesammelten bundesweiten Bildungsdaten findet sich dort auch ein Anwendungsleitfaden, der nicht nur wertvolle Hinweise zu den theoretischen Grundlagen des Bildungsmonitorings enthält, sondern auch das komprimierte praktische Erfahrungswissen, das die „Lernen vor Ort“-Kommunen bei der Implementierung von Bildungsmonitoring in den verschiedenen Regionen sammeln konnten.

Dr. Henrike Herrmann vom Statistikamt Nord widmete sich danach der Frage, wie eigentlich eine amtliche Statistik entsteht. Sie stellte die Aufgaben und Produkte des Statistikamtes Nord vor, erläuterte verschiedene methodische Grundlagen und erklärte schließlich die Abläufe und Verfahren bei der Statistikerstellung anhand des Beispiels der jährlichen Schulstatistik des Landes.

Eine wichtige Erkenntnis: Angst vor dem „gläsernen Menschen“ muss bei all dem niemand haben. Denn immer sind die geltenden Gesetze die Grundlage für alle Datenerhebungen der Statistischen Ämter. Gleichzeitig sind belastbare statistische Daten für politische Entscheidungsprozesse unverzichtbar, wie auch das Bundesverfassungsgericht in seinem Volkszählungsurteil festgestellt hat: „Erst die Kenntnis der relevanten Daten und die Möglichkeit, die durch sie vermittelten Informationen […] für die Statistik zu nutzen, schafft die für eine am Sozialstaatsprinzip orientierte staatliche Politik unentbehrliche Handlungsgrundlage.“

Von der Theorie in die Praxis
Nach dem gemeinsamen Mittagessen berichtete Melanie Abeling vom Referat für Strategische Planung des Landkreises Osnabrück von den im Rahmen von „Lernen vor Ort“ und danach gesammelten Praxiserfahrungen mit indikatorengestütztem Bildungsmonitoring.

Bereits der erste Bildungsbericht 2011 habe erhebliche Steuerungsrelevanz entfaltet: Zum Beispiel wurde auf der Basis des Berichts entschieden, dass Kindertageseinrichtungen zu Familienzentren weiterentwickelt und sozialpädagogische Begleitkräfte in Grundschulen eingeführt wurden. In der Folge wurden beide Maßnahmen verstetigt – wiederum auf Basis der gesammelten Evaluationsdaten. Dieser erfolgreiche erste Anwendungsfall machte die Bedeutung und Wirkung von Bildungsmonitoring vor Ort eindrucksvoll klar und brachte den endgültigen Durchbruch für die Einführung des Instruments in der Region, so Abeling.

Kommunen, die ein Bildungsmonitoring etablieren wollen, sollten sich zunächst einen systematischen Überblick verschaffen, welche Datenbestände über die Region bereits vorliegen. Anschließend ist es unerlässlich, Antworten auf die die wesentlichen Fragen zu Inhalt, Form und Struktur des Bildungsmonitorings zu finden: Was will die Kommune thematisieren und mit welchem Ziel? Welche bildungsbiografischen Phasen sollen beleuchtet werden? Wie nähere ich mich dem Thema? Welche Form eignet sich für diesen Zweck? Und welche relevanten lokalen Akteure muss ich dazu einbinden?

In der Regel würden Kommunen im weiteren Verlauf feststellen, dass sie bei der Datenerhebung keineswegs bei Null anfangen müssen, sondern an bisher getrennt gehaltene Datenbestände anderer Abteilungen anknüpfen und verschiedene Datenschätze bergen können. Und auch sonst sind die Kommunen bei der Einführung eines Bildungsmonitorings nicht auf sich allein gestellt: Die bundesweiten Transferagenturen bieten umfassende Unterstützung, das Praxiswissen der „Lernen vor Ort“-Kommunen steht in Form von Leitfäden zur Verfügung und über die Förderrichtlinie „Bildung integriert“ können Zuschüsse für den Auf- und Ausbau eines regionalen Bildungsmonitorings beantragt werden.

Abelings Empfehlung: von Anfang an auch die Nachhaltigkeit in den Blick zu nehmen. Etwa indem Fragestellungen des Bildungsmonitorings konsequent in die laufende Datengenerierung der Fachdienste eingebunden werden und von Beginn an auf eine systematisierte Datenhaltung geachtet wird.

Zu den Produkten und Dienstleistungen des Referats für Strategische Planung gehören heute die Systematisierung von Datenhaltungs- und Analyseprozessen, die Aufbereitung von Datengrundlagen für aktuelle Themen und Handlungsfelder sowie die regelmäßigen Bildungsberichte des Kreises. Ein weiteres innovatives Produkt des Referats ist der sogenannte Regionalreport Bildung – ein Bildungsbericht für die kommunale Ebene – mit hochverdichteten „Quick Facts“ in Form von Tabellen und Diagrammen für jede Gemeinde.

Im Anschluss boten die Workshops Gelegenheit, tiefer in praktische Aspekte einzutauchen und über einen Transfer in die eigene Praxis zu reflektieren.

Workshop 1
Bildung integriert – Einblicke in die Antragspraxis

In diesem Workshop stellte Moritz Lorenzen, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Transferagentur Nord-Ost, die Förderrichtlinie „Bildung integriert“ und die sich aus ihr ergebenden Möglichkeiten vor. Das Antragsverfahren wurde anhand der Praxisbeispiele aus dem Kreis Nordfriesland und dem Kreis Segeberg verdeutlicht. So entstanden eine umfassende Checkliste für die Antragserarbeitung und ein Grundgerüst für die Vorhabenbeschreibung.

Workshop 2
Bildungsmonitoring und -berichterstattung im Bereich der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung

In diesem Workshop gab Melanie Abeling Einblick in den Aufbau eines Bildungsmonitorings im frühkindlichen Bereich. Neben den grundlegenden Schritten erklärte sie, wie der Kreis Osnabrück Indikatoren erarbeitete und welchen Nutzen diesen hatten.
 

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